Caillois, Roger. 2017 [1958]. Die Spiele und die Menschen. Maske und Rausch. Berlin: Matthes & Seitz.

Keywords: Spieldefinition, Kultur, Soziologie, Kategorien, Gesellschaft

1. Worum geht es in dem Text?

In Die Spiele und die Menschen geht es darum, wie man Spiele definieren und kategorisieren kann – und was sie über eine Gesellschaft aussagen. Caillois verfolgt darin also nicht zuletzt ein kultursoziologisches Interesse.

Wichtig zu erwähnen ist, dass es in dem Werk nicht um digitale, sondern um analoge Spiele geht. Trotzdem werden Cailloisʼ Begrifflichkeiten in den Game Studies genutzt, da sie auf Computerspiele übertragbar sind und einen guten Ausgangspunkt für unterschiedliche Forschungsansätze bieten.

2. Warum sollte ich diesen Text lesen? Wofür ist er hilfreich?

Cailloisʼ Werk ist vor allem wichtig, weil man seine Begriffe in vielen Texten der Game Studies antrifft. Agon (Wettstreit), alea (Glücksspiel), mimicry (Rollenspiel) und ilinx (Rausch) sind die vier „elementaren Haltungen, die die Spiele beherrschen“ (Caillois 2017, 97), allerdings stellen Mischformen keine Seltenheit dar. Ilinx ist die umstrittenste Kategorie, für die am schwierigsten Beispiele (etwa Bungee-Jumping) zu finden sind, sie ist aber schon für die Flow- oder Immersionsforschung produktiv gemacht worden.

Senkrecht zu den vier Haltungen steht in Cailloisʼ Modell die Achse luduspaidia, wobei ludus das regelgeleitete Spiel (z. B. Mensch Ärgere Dich Nicht) und paidia das ‚freie‘ Spiel (z. B. das kindliche Rollenspiel) meint, bei dem die Regeln eher weich sind und ständig neu verhandelt werden. Fun Fact: Nach letzterer Kategorie ist auch das eJournal PAIDIA – Zeitschrift für Computerspielforschung (www.paidia.de) benannt – weil auch Forschung spielerisch sein kann.

3. Worauf sollte ich vor/bei der Lektüre achten?

Die Spiele und die Menschen ist kein sehr langes oder kompliziertes Buch, aber eben doch ein ganzes Buch. Wer sich nur in aller Kürze über Cailloisʼ Kategorien informieren möchte, dem*der seien die Seiten 23–61 ans Herz gelegt. Ab Seite 97 wird dann noch etwas näher auf das Zusammenspiel der einzelnen Kategorien eingegangen.

Außerdem sei darauf hingewiesen, dass Cailloisʼ Unterscheidung von „zivilisierten Gesellschaft[en]“ (164) und primitiven „Rauschgesellschaften“ (ebd.) heute problematisch erscheint. Trotzdem kann seine These, man könne von beliebten Spielen Rückschlüsse auf die Kultur ziehen, in der sie gespielt werden, auch heute noch fruchtbar sein. Man denke beispielsweise an Monopoly und sein Verhältnis zum Kapitalismus oder, im Computerspielbereich, an die Grand Theft Auto-Reihe und ihre parodistische Darstellung der US-amerikanischen Kultur.

4. Bezüge zu anderen Texten

Die Spiele und die Menschen baut auf Johan Huizingas Homo ludens auf und wird oft mit ihm in einem Atemzug genannt. Caillois modifiziert Huizingas Definition von Spiel und fügt ihr die erwähnten Kategorien hinzu. Beide Werke sind Klassiker der prädigitalen Spieleforschung, die in den Game Studies immer noch präsent sind.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Franziska Ascher.