Murray, Janet H. 2017 [1997]. Hamlet on the Holodeck. The Future of Narrative in Cyberspace. Cambridge, MA/London: MIT Press.

Keywords: Erzählung, Agency, Immersion, Multiform Story, Mediengeschichte

1. Worum geht es in dem Text?

Murray nähert sich dem Computer als Medium zunächst aus literaturwissenschaftlicher Sicht und mit einem Fokus auf die Möglichkeit des Erzählens. Dabei sieht sie bereits in analogen Medien im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder Versuche, lineare Strukturen aufzubrechen, wobei diese „Multiform Stories“ aufgrund der medialen Spezifik erst umfänglich in computergestützten Medien umsetzbar werden. Computerspiele sind dabei zunächst nicht ihr Hauptaugenmerk, sondern reihen sich ein in digitale Medien wie Hypertexte, Simulationen, Virtual Reality etc. Sie sieht im Computer bisher nicht einfach realisierbare Erzählformen möglich gemacht. Doch auch auf den Feldern der Ästhetik und Autor*innenschaft erkennt sie durch digitale Medien neue Möglichkeiten.

2. Warum sollte ich diesen Text lesen? Wofür ist er hilfreich?

Murrays Buch zählt zu den Gründungswerken der Game Studies. Sie etabliert dabei Perspektiven, wie wir über Computer, digitale Medien und Computerspiele nachdenken, die bis heute anschlussfähig sind – gerade was digitales Erzählen betrifft. Weiterhin setzte sie mit Begriffen wie Agency, Immersion und Prozeduralität oder der Frage nach der Autor*innenschaft digitaler Medien und der Bedeutung der Involvierung der Rezipient*innen für die Erforschung digitaler Medien Parameter, die immer noch von zentraler Bedeutung sind. Darüber hinaus wurde Murrays Position Anfang der 2000er-Jahre in den für die Game Studies zentralen Ludolog*innen-versus-Narratolog*innen-Streit mit einbezogen. Gerade, weil hier ihre Position absichtlich verzerrt dargestellt wurde, lohnt sich eine Auseinandersetzung mit ihrem Werk umso mehr. Außerdem zeichnet Murray ein sehr guter Blick für die zukünftigen Potenziale digitaler Medien aus, die auch nach über 20 Jahren größtenteils haltbar bleiben.

3. Worauf sollte ich vor/bei der Lektüre achten?

Es wird empfohlen, die erweiterte Auflage von 2017 zu lesen, da hier Murray mit dem Abstand von 20 Jahren selbst kommentiert und ihre Überlegungen kritisch einordnet.

Besonders empfehlenswert sind die Einleitung, der erste Teil des Buches „A New Medium for Storytelling“ sowie die Kapitel zu „Immersion“ und vor allem zu „Agency“.

Manche von Murrays Beispielen sind inzwischen historisch geworden und wirken deshalb wie Kuriosa. Allerdings kann die Auseinandersetzung mit diesen frühen Artefakten dazu führen, einen breiteren Blick auf digitale Medien und ihre Geschichte zu erhalten.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Tobias Unterhuber.